Exklusives Interview
Drehbuchautor Moritz Binder: Vom "Galileo"-Praktikanten zum Oscar-Nominierten für "September 5"
Veröffentlicht:
von Miriam L.Drehbuchautor Moritz Binder hat bei "Galileo" gearbeitet.
Bild: picture alliance / Photoshot | - | janvier/stock.adobe.com | ProSieben / Benjamin Kis
Vom "Galileo"- und "taff"-Praktikanten zum Oscar-Nominierten: Moritz Binder hat eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. In einem Interview spricht er über seine Anfänge, die Herausforderungen des Drehbuchschreibens und die unglaublichen Erlebnisse rund um die Oscar-Verleihung.
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Moritz Binder ist "booked and busy" - und das aus gutem Grund! Von seinem Start als "Galileo"-Praktikant bis hin zur Oscar-Nominierung für "September 5" hat er eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Von "Pumuckl" bis zum "Tatort" hat er das deutsche Fernsehen geprägt. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit "September 5", der ihm sogar eine Oscar-Nominierung einbrachte. Im exklusiven Interview blickt der Drehbuchautor auf seine Karriere zurück, spricht über seine Projekte und die aufregende Zeit rund um die Oscars.
Die Grundlagen: Praktikant bei "Galileo"
Könntest du uns kurz deinen Werdegang schildern?
Tatsächlich begann alles mit einem Praktikum, bei dem ich erste Bewegtbildversuche machen durfte. Heute stehe ich hier als Drehbuchautor, der davon leben kann - das ist schon mal ein Erfolg. Ich schreibe Kinofilme, war im Writers Room für "Neue Geschichten vom Pumuckl", entwickle Storys für andere Filme mit und schreibe mit meiner Frau zusammen "Münchner Tatorte".
Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit bei "Galileo" und wie hat diese deinen Werdegang beeinflusst?
Als ich damals beim Fernsehen angefangen habe, war die Arbeit für "Galileo" wie ein Ritterschlag für mich! Dort durfte ich spielerisch mit audiovisuellem Erzählen umgehen und habe gelernt, wie man Geschichten innovativ und unterhaltsam vermittelt. Vor allem aber habe ich gemerkt, dass kreatives Erzählen wertgeschätzt wird. Das war eine wichtige Grundlage für meinen Werdegang als Filmemacher und auch für meine jetzige Arbeit als Drehbuchautor.
Was hat dich dazu inspiriert, mit dem Drehbuchschreiben anzufangen?
Als Jugendlicher wollte ich ja eigentlich Archäologe werden, weil ich "Indiana Jones" so toll fand. Irgendwann hab ich dann aber verstanden, dass es nicht der Beruf der Hauptfigur ist, der mich so in den Bann zieht. Sondern das Filmemachen an sich. "Indiana Jones" war also meine erste große Film-Liebe. Von da an wollte ich solche Filme machen. Und Geschichten erzählen, die Menschen bewegen und begeistern.
Wie hast du es an die Filmhochschule geschafft?
Ich habe mich viermal beworben - ich glaube das ist nach wie vor der Negativ-Rekord dort! Die ersten Male scheiterte es an mangelnder Berufserfahrung. Nach einem Gaststudium hat es dann aber endlich geklappt. Ich glaube, was mir geholfen hat, war eine gewisse jugendliche Arroganz, die mir das Gefühl gab, dass ich es irgendwann schaffen werde. Wichtig ist: nicht aufgeben!
Der Erfolgsfilm: "September 5"
Wie bist du darauf gekommen, das Münchner Olympia-Attentat von 1972 aus der Perspektive amerikanischer Sportjournalisten zu erzählen?
Es gab schon viele Dokus und Filme über das Attentat, aber keiner erzählte die Geschichte aus der Sicht der Journalisten vor Ort. Uns hat besonders die Medienperspektive interessiert, die ethischen Fragen, die sich Journalisten stellen müssen. Außerdem fühlte sich das Thema sehr zeitgemäß an, da es um Fragen der Verifizierung und Weitergabe von Informationen geht, die uns alle in Zeiten von Social Media betreffen.
Welche Recherche-Techniken hast du angewendet, um die Ereignisse so authentisch wie möglich darzustellen?
Ich war froh, dass ich vorher beim Fernsehen gearbeitet habe, denn so hatte ich keine Scheu, Experten anzurufen und zu befragen. Wir haben Dolmetscher und Polizisten von damals gefunden und mit ihnen gesprochen. Außerdem haben wir zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet, darunter auch die staatsanwaltschaftliche Ermittlungsakte.
Der Film spielt fast ausschließlich in einem Fernsehstudio. War das eine bewusste Entscheidung, um die klaustrophobische Atmosphäre zu verstärken?
Ja, absolut! Ursprünglich war der Film als großes Epos geplant, aber es wurde schnell klar, dass das so schwer zu finanzieren wird. Tim, der Regisseur, und ich haben dann überlegt, welche Perspektive uns am meisten berührt und sind auf die der Medien gekommen. Die Idee, alles in einem Studio spielen zu lassen, kam dann von Tim, der die räumliche Begrenzung mit der eines "U-Boot-Films" verglich. Statt eines Periskops haben die Journalisten Monitore als Fenster zur Außenwelt und müssen durch diesen Tag navigieren. Die klaustrophobische Atmosphäre war für unsere Erzählung also essenziell.
"September 5" - historischer Thriller über das Olympia-Attentat 1972, erzählt aus Sicht der TV-Journalisten, die live berichten mussten.
Bild: picture alliance / COLLECTION CHRISTOPHEL
Die Oscar-Nominierung: Wie ein Elfmeterschießen
Wie hast du den Moment erlebt, als du von der Oscar-Nominierung für "September 5" erfahren hast?
Das war eine unglaubliche Achterbahnfahrt! Zuerst lief der Film in Venedig in einer Nebensektion, aber die Kritiken waren fantastisch. Dann wurde er in den USA gezeigt, und Filmkritiker handelten unseren Film plötzlich als Oscar-Kandidat in ihren Artikeln. Schließlich schickte Paramount den Film ins Rennen. Den Nominierungs-Stream zu gucken fühlte sich an wie ein Elfmeterschießen - pure Anspannung! Als unser Name fiel, war die Freude riesig.
Wie war die Oscar-Verleihung selbst?
Es war beeindruckend, aber auch eine Art Presseveranstaltung. Wir hatten keine Rede vorbereitet, da unsere Chancen gering waren. Aber allein die Tatsache, dort zu sein und mit Menschen in Kontakt zu kommen, die man bewundert, war unglaublich.
Was war dein persönliches Highlight rund um die Oscars?
Definitiv der Anruf von Steven Spielberg! Der Regisseur Tim und ich saßen im Auto zu den Critics' Choice Awards, als er plötzlich eine Nachricht bekam, dass Spielberg ihn anrufen würde. Kurz darauf klingelte sein Handy, und Spielberg lobte den Film in den höchsten Tönen. Das war ein unvergesslicher Moment für uns!
Die Freiheit: Karriere auf internationaler Bühne
Wie hat die Oscar-Nominierung deine Karriere verändert?
Obwohl ich noch an Projekten arbeite, die vor der Nominierung begonnen haben, hat sich einiges verändert. Vor allem wird mir jetzt international mehr zugetraut, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Das eröffnet mir die Möglichkeit, an interessanteren Stoffen mit besseren Finanzierungsmöglichkeiten zu arbeiten. Außerdem habe ich nun einen amerikanischen Manager, der mich mit wichtigen Produzenten in Kontakt bringt. Und nicht zuletzt habe ich jetzt mehr Freiheit bei der Projektauswahl.
Das Herzensprojekt: "Pumuckl"
Was war dir bei der Arbeit an den neuen "Pumuckl"-Folgen besonders wichtig?
Als großer Fan der Originalserie war es mir wichtig, den Geist der alten Folgen zu bewahren und die Community ernst zu nehmen. Ich habe mich intensiv mit Fan-Foren auseinandergesetzt, um herauszufinden, was die Fans erwarten und was sie auf keinen Fall sehen wollen. Es sollte sich so anfühlen, als hätte jemand aus der Community die Serie gemacht.
Wie hast du die Herausforderung gemeistert, "Pumuckl" ohne den Original-Meister Eder neu zu entwickeln?
Die Suche nach dem richtigen Meister Eder war tatsächlich die größte Herausforderung des Projekts. Wir haben sehr viele Schauspieler gecastet. Wichtig war uns, jemanden zu finden, der nicht nur handwerklich gut ist, sondern auch die Wärme und Liebe zum Pumuckl verkörpern kann. Mit Florian Brückner haben wir dann den perfekten Nachfolger gefunden.
Die aktuellen Projekte: "Tatort" & more
An welchen Projekten arbeitest du aktuell?
Im Moment schreibe ich mit dem Regisseur Alireza Golafshan an einem Gerichts-Thriller fürs Kino, in dem es um die Frage geht, ob eine KI Rechte haben sollte. Es ist ein spannendes Thema, das unser Rechtssystem an seine Grenzen bringt. Zudem arbeite ich gemeinsam mit meiner Frau Johanna Thalmann am Abschluss-"Tatort" der Münchner Kommissare Batic und Leitmayr.
Außerdem freue ich mich besonders darauf, bald wieder mit Tim Fehlbaum zusammen an unserem nächsten Film zu arbeiten.
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