Der neue Arzt der Serie im Interview

"Spreewaldklinik"-Star Jan Hartmann über Zerreißprobe zwischen Job und Familie: "Es fließen Tränen"

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von teleschau - Marina Birner

Bild: Sat 1. / 2017 Getty Images/Christian Augustin


Jan Hartmann ist ein Schauspieler mit viel Serienerfahrung. In der "Spreewaldklinik" spielt er Dr. Mark Engelhardt. Im Interview mit der teleschau spricht der Fernseh-Star über die Kunst, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen, seinen ganz eigenen Weg zu innerem Gleichgewicht.

Die "Spreewaldklinik" kehrt mit 126 neuen Folgen ins Vorabendprogramm zurück. Ab Montag, den 30 Juni läuft die Serie montags bis freitags um 19:00 Uhr in SAT.1. In der zweiten Staffel mit dabei ist ein neuer Arzt: Dr. Mark Engelhardt. "Kreuzfahrt ins Glück"-Star Jan Hartmann spielt einen Mann, der sich nicht nur medizinischen Herausforderungen stellt, sondern auch mit privaten Konflikten ringt. Die Serie erzählt nicht nur von spektakulären Notfällen, sondern auch von der Zerreißprobe zwischen Beruf und Familie - ein Thema, das Hartmann auch persönlich bewegt.


Schau dir Jan Hartmann als Dr. Mark Engelhardt in der Spreewaldklinik an


teleschau: Sie standen schon vor über zehn Jahren für "Herzflimmern" im OP - jetzt kehren Sie mit "Die Spreewaldklinik" ins Krankenhaus-Genre zurück. Wie viel war davon noch drin? Oder hieß es erst mal: medizinisches Wissen auffrischen?

Jan Hartmann: Es fehlte zwar die Zeit für Krankenhauspraktika. Glücklicherweise durfte ich aber stets meine Nachbarn, die Ärzte sind, um Rat fragen. So konnte ich viele Fachbegriffe und typische Verhaltensweisen "über den Gartenzaun" lernen. Nichtsdestotrotz hatte ich am Set medizinische Fachberatung.

Gab es eine Szene, in der Sie an Ihre Grenzen gestoßen sind?

Hartmann: Herausfordernd war alles: Ich lerne nicht nur meinen Text, sondern mit all den Fachbegriffen quasi eine andere Sprache. Parallel dazu passiert extrem viel, beispielsweise bei Szenen, in denen Patienten unter großem Getöse mit dem Rettungswagen angeliefert werden. Da bekommt das Wort "Präzision" eine ganz neue Bedeutung. So wurde mir auch als Privatperson erst wieder so richtig bewusst, wie stabil Ärzte sein müssen, um in jeder erdenklichen Situation ruhig zu bleiben. Besonders herausfordernd waren auch sehr emotionale Szenen.

"Heute ist es für Männer ganz normal, Gefühle zu zeigen"

Weil Sie Schwierigkeiten hatten, Distanz zu wahren?

Hartmann: Nein, weil ich Probleme damit hatte, die Emotion "Trauer" abzurufen. Es fiel mir nicht immer leicht, auf Knopfdruck zu weinen. Wir Männer aus meiner Generation wurden noch so erzogen, dass wir das nicht so oft machen durften oder sollten. Die Konditionierung, der wir Jungs früher ausgesetzt waren, spielt dabei eine große Rolle.

Was hat sich verändert?

Hartmann: Früher wurde es von der Gesellschaft nicht als das akzeptiert, was es ist: Menschen, die Emotionen haben und zeigen. Heute ist es für Männer ganz normal, Gefühle zu zeigen. Das kann ich auch, schließlich ist das mein Beruf. Aber ich kämpfe mit alten Mustern, wenn ich ehrlich bin. Ich muss stärker an mir arbeiten, um diesen Zugang zu mir selbst zu öffnen.

Sind Sie inzwischen emotional offener?

Hartmann: Es kann gut sein, dass mir die Rolle auch privat geholfen hat. Ich war zwar schon immer jemand, der bei rührenden Filmszenen schnell feuchte Augen bekommt. Ich finde das überhaupt nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Aber das tägliche Auf und Ab am Set trägt sicher dazu bei, dass ich Emotionen schneller abrufen kann. Heute muss ich fröhlich sein, morgen jemanden trösten und übermorgen selbst weinen. Dieses Wechselbad der Gefühle fordert, aber es hilft auch. Ich beschäftige mich zwangsläufig intensiver mit mir selbst und den eigenen Emotionen, und das verändert einen.

"Diese Trennung ist weder für mich noch für die Kinder leicht"

Gerade, wenn man - wie Sie - Vater von zwei Kindern ist ...

Hartmann: Genau, das merke ich auch im Privaten. Wenn ich für Dreharbeiten unterwegs bin, fällt es mir inzwischen schwerer, von zu Hause wegzufahren, selbst wenn ich weiß, dass ich am Wochenende wiederkomme. Diese Trennung ist weder für mich noch für die Kinder leicht. Es fließen Tränen auf beiden Seiten.

Wie bringen sie Familie und Karriere unter einen Hut?

Hartmann: In den ersten Jahren war die Familie immer dabei, ganz gleich, ob die Dreharbeiten in Norwegen oder auf Sardinien stattfanden. Wir waren drei bis vier Monate am Stück unterwegs, was wunderbar funktioniert hat. Inzwischen ist unser Sohn jedoch in der dritten Klasse, und damit veränderten sich die Rahmenbedingungen. Die Schulpflicht bringt ganz andere logistische Herausforderungen mit sich. Wir sind an die Ferien gebunden, und die Kinder können nicht mehr einfach so mitreisen. Also pendele ich jetzt.

Hört sich nach einem stressigen Familien-Konzept an.

Hartmann: Für uns funktioniert das wirklich sehr gut. Sobald ich zwei freie Tage habe, fahre ich nach Hause. Die Kinder sind jetzt in einem Alter, in dem sie vieles bewusster erleben. Wir unternehmen gemeinsam Ausflüge oder treiben Sport. Es ist ein hartes Jahr, weil wir diese Konstellation so noch nicht hatten. Aber ich habe große Lust zu arbeiten, denn das gehört eben auch dazu. Und meine Frau hält zu Hause alles am Laufen. Sie managt das ganz hervorragend - ohne sie würde es gar nicht gehen.

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"Mein Vater war in meiner Kindheit leider kaum präsent"

Zieht Ihre Frau häufig den Kürzeren?

Hartmann: Nein, das würde ich nicht sagen. Wir sind ein Team und suchen uns unsere Inseln im Alltag. Wenn die Kinder Ferien haben, kommen sie mich in Berlin besuchen. Ansonsten bin ich eben auf der Autobahn - fürs Wochenende oder manchmal auch für ein verlängertes, wenn es sich einrichten lässt. Dann ist es mir wichtig, beim Zähneputzen und Anziehen zu helfen. Montags fahre ich häufig erst am Vormittag, wenn es der Drehplan zulässt, um die Kleine in den Kindergarten zu bringen.

Sie scheinen ein sehr engagierter Vater zu sein.

Hartmann: Mein Vater war in meiner Kindheit leider kaum präsent. Genau das wollten wir für unsere Kinder vermeiden. Wenn wir Kinder haben, dann wollen wir auch wirklich für sie da sein. Deshalb nutzen wir jede gemeinsame Minute ganz bewusst, auch bei Drehreisen. Sonst, ganz ehrlich, braucht man keine Kinder. Wir haben unsere Kinder nie fremdbetreuen lassen. Es ist anstrengend, aber es macht absolut Sinn.

Was gibt Ihnen in Ihrem doch recht turbulenten Alltag die notwendige Stabilität?

Hartmann: Familie bedeutet für mich in erster Linie Stabilität. Persönlich ziehe ich sehr viel Kraft daraus, meine Drehpausen in der Natur zu verbringen. Dann gehe ich auf den Golfplatz oder nehme meine Kamera, fahre Fahrrad, fotografiere - einfach in Ruhe.

Berlin als Arbeitsort ist da wohl eine Herausforderung.

Hartmann: Es gibt dort auch ruhige Ecken. Ich habe zwar 16 Jahre dort gelebt, aber ich möchte nicht noch einmal hinziehen. Es ist mir inzwischen zu hektisch. Auch wenn Berlin in jedem Stadtteil so viele Möglichkeiten bietet, führt das bei mir eher dazu, dass ich mich ablenken lasse. Ich werde unruhiger. Deshalb lebe ich heute ganz bewusst in einem kleinen, ruhigen Kiez. Ein paar Cafés, in denen ich morgens meinen Kaffee und abends etwas zu essen bekomme, reichen mir. Dieses unaufgeregte Leben tut mir gut.

Jan Hartmann ist für Serienfans kein neues Gesicht. Er spielte schon in vielen Serien und TV-Produktionen die verschiedensten Rollen. Nun verkörpert er wieder einen Arzt.

Bild: ZDF und Ralf Wilschewski


"Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als zu fotografieren"

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Hartmann: Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als zu fotografieren. Am liebsten würde ich den ganzen Tag nichts anderes tun. Gleichzeitig macht mir die Schauspielerei unglaublich viel Spaß. Es ist ein Beruf, der mich dazu bringt, zu reflektieren und mich ständig weiterzuentwickeln. So durfte ich beispielsweise für Dreharbeiten den Bootsführerschein oder einen Tauchschein machen - ich bin ein absolutes Spielkind, und genau das liegt mir. Ich bleibe als Schauspieler erst mal optimistisch.

Womit hebt sich "Die Spreewaldklinik" von anderen Arztserien ab?

Hartmann: Wir haben bessere Bücher und einen stärkeren Look. Inhaltlich sind wir so fokussiert wie selten. Jeder bringt echtes Interesse für Geschichte und Figuren mit, vom Produzenten bis zum lichtsetzenden Kameramann. Deshalb funktioniert es so gut. Realitätsbezug ist dabei unverzichtbar. Außerdem kann ich in einer Krankenhausserie mehr zeigen als in romantischen Sonntagabend-Komödien. Da fühle ich mich zwar auch wohl - aber "Die Spreewaldklinik" geht eben über tiefe Blicke und Herzschmerz hinaus.


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